screen spirit_continued #12
Videokunstreihe im Foyer
Rimas Sakalauskas/ Vilnius
SYNCHRONISATION
Video/dvd pal
8 Minuten
2009
Ein unspektakulärer Spielplatz in einem Vorort.
Kinder und Eltern, eine alltägliche Szene - damit beginnt der Film. Unsere Kamera -statisch- zeigt eine Totale. Handelt es sich um dokumentarisches Material? Es scheint so. Nichts deutet auf eine Inszenierung oder Besonderheit hin. Die Kinder schaukeln oder werden geschaukelt, sie benutzen die Rutschen, spielen im Sand. Erwachsene unterhalten sich. Beiläufig durchqueren Passanten den Platz.
Was aber passiert in der linken Ecke des Bildes? Kann man seinen Augen trauen? Fast unmerklich und langsam erhebt sich eines der metallenen, runden Klettergerüste, löst sich vom Boden, dreht sich immer weiter in die Lüfte hinauf, schwerelos und unbemerkt von den Akteuren. Sonnenschein markiert den synchron sich mitdrehenden Schatten auf dem zurückgelassenen Sand.
Mehrfacher Szenenwechsel:
Auf ebensolche Weise erheben sich nun hohe Bauwerke der Stadt in die Lüfte, zuerst rotieren sie: Alte, verrostete Wassertürme und Funktürme mit Patina, die sich nach und nach in ihre architektonischen Elemente auflösen, auch sie leben ihr mysteriöses Eigenleben, entschwinden unbemerkt vom fließenden Verkehr der Stadt.
Am Ende nimmt uns die Kamera mit nach oben, die Perspektive jedoch ist nichts für Leute mit Höhenangst.
Rimas Sakalauskas ( 1985), der inzwischen in Rotterdam lebt und arbeitet, hat diesen Film 2009 als Abschlußarbeit an der Vilnius Academy of Arts als Reflektion auf die monumentalen Bauwerke der Soviet-Ära produziert. Er ist ein Beispiel für unaufdringlichen und stillen Einsatz von Special Effects ohne 3 D-Glanz und Design, ohne Katastrophengetöse und fernab jeglicher Hollywood-Konventionen.
So werden wir Zeugen einer sich von der Realität entfernenden erinnerten Alltäglichkeit, zu der Mykolas Natalevicius einen minimalistischen suggestiven Soundtrack geschaffen hat, wie er nicht besser hätte sein können.
Marikke Heinz-Hoek
mehr: www.sakalauskasrimas.com