25. September bis 11. Dezember 2016
Kabbo ka Muwala - The Girl´s Basket
Migration und Mobilität in der Zeitgenössischen Kunst in Süd- und Ostafrika
Eröffnung der Ausstellung am Samstag, 24. September 2016, 19 Uhr
mit Berry Bickle, Jodi Bieber, Border Farm Project, Rehema Chachage, Mimi Cherono Ng´ok, Anawana Haloba, Kiluanji Kia Henda, Wanja Kimani, Syowia Kyambi, Gerald Machona, Immy Mali, MwangiHutter, Nástio Mosquito, Emma Wolukau-Wanambwa, Rut Karin Zettergren
Gruppenausstellung
In Kooperation mit der National Gallery of Zimbabwe, Harare, der Makerere Art Gallery, Kampala, Uganda und dem European Master in Migration and Intercultural Relations, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
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Die Ausstellung Kabbo ka Muwala – The Girl's Basket in der Städtischen Galerie Bremen wirft anhand von 15 künstlerischen Positionen einen zeitgenössischen Blick auf das Thema der Migration. Der geografische Schwerpunkt liegt auf Süd- und Ostafrika, einer Region umfassender und vielschichtiger Migrationsbewegungen, und damit auf innerafrikanischer Migration. Aus Uganda stammt auch der Titel der Ausstellung, der auf die Tradition anspielt, dass eine junge Frau nach ihrer Hochzeit mit einem Korb voller Geschenke zwischen ihrer alten und ihrer neuen Familie hin und her geht, ein Sinnbild für Migration.
Migration wird im Kontext der Ausstellung als Kontinuum analysiert, typische Erfahrungen in der Diaspora und die Bedeutung von (nationalstaatlichen) Grenzen werden thematisiert.
Die individuellen künstlerischen Auseinandersetzungen mit Migration, die teilweise für die Ausstellung neu entstanden sind, ermöglichen einen vielfältigen, nicht zwangsläufig geradlinig politischen Umgang mit Migration als einem Thema, das in der Menschheitsgeschichte Basis kultureller Entwicklung war und in jeder zeitgenössischen Form seine Bedeutung für das Wesen unserer Welt zeigt. Direkte, politisch lesbare Kommentare wie Jodi Biebers (Südafrika) Fotoserie Going Home – Illegality and Repatriation, South Africa/Mozambique (2000), in der sie die brutale Ausweisung illegaler Immigranten in Südafrika darstellt, stehen neben der Beschäftigung mit historischen Begebenheiten wie Emma Wolukau-Wanambwas (Uganda) Paradise (2012), für das sie auf mehreren Leuchtkästen und in einem Video die kaum bekannte Geschichte polnischer Flüchtlinge in Uganda im Zweiten Weltkrieg bearbeitet.
Solche ungewöhnlichen Blicke finden sich vielfach in der Ausstellung. Die Künstlerin Mimi Cherono Ng´oks (Kenia) fragt zum Beispiel in ihrer Fotoserie The Other Country (2008 fortlaufend), wie Migration den eigenen Blick verändert hat, wenn man wieder nach Hause kommt, und findet dazu eine sehr individuelle Bildsprache, die auch bei anderen KünstlerInnen das allgemeine Thema Migration auf eine persönliche Ebene holt. Weitere Arbeiten, die den Blick im Kontext gängiger Vorstellungen von Migration verändern, wie zum Beispiel Nástio Mosquitos (Angola) Video 3 Continents (2010), in dem er ironisch im Stil westlicher Politik proklamiert, Europa, die Vereinigten Staaten und Afrika gekauft zu haben, stehen neben metaphorischen bildmächtigen Auseinandersetzungen mit Migration. Dies gilt in gleichem Maße für Gerald Machonas (Simbabwe) Video Vabvakure – People From Far Away (2012), in dem ein „Afronaut“ in einem afrikanischen Land, das als Südafrika erkennbar ist, strandet, wie für Mwangi Hutters (Kenia/Deutschland) Video Nothing Solid (2015), das eine Frau zeigt, die sich nach und nach ihre je mit einem schwarzen schwebenden Ballon verbundenen Dreadlocks abschneidet. Dadurch dass sie auf dem Kopf gefilmt wurde, sinken/schweben die Ballons überwiegend zu Boden.
Teil des Konzepts der Ausstellung ist, dass sie selbst „migriert“ und sich im Umfang und in den Fragestellen gemäß dem jeweiligen Ort verändert. So entstand speziell für Bremen und als Auseinandersetzung mit der besonderen Bremer Kolonialgeschichte in Kooperation mit dem Übersee-Museum Bremen die ortsspezifische Arbeit I Have Heard Many Things About You (2016) der Künstlerin Syowia Kyambi (Kenia), die sie zunächst als Performance und anschließend als Objekt und Video für die Ausstellung umgesetzt hat. Kyambi verweist auf die Kolonialgeschichte und den Völkermord an den Herero mittels eines Herero-Kleides, das sie in der Performance getragen hat und das sie mit einer 20 Meter langen Patchwork-Schleppe verbunden hat, auf der sie Texte aus der Kolonialzeit mit großformatigen Fotografien aus Namibia abgedruckt hat. Mit diesem Kleid und dessen schwerer Schleppe ist sie am 24. September 2016 vom Übersee-Museum zur Städtischen Galerie gelaufen und hat auf diese Weise die Bürde der Kolonialgeschichte visuell eindrucksvoll dargestellt.
Zur Ausstellung ist bei Revolver Publishing, Berlin, ein umfangreicher Katalog mit Texten von Rose Jaji, Katharina Hoffmann, Yordanos Seifu Estifanos, Gerald Ralph Tawanda Machona, Kiluanji Kia Henda, Raphael Chikukwa, Katrin Peters-Klaphake und Ingmar Lähnemann sowie mit zahlreichen Abbildungen zu den ausgestellten Kunstwerken und zugehörige Künst-lerstatements erschienen. Er steht außerdem als Open Access über die Projekt-Website zur Verfügung.
Die Ausstellung in der Städtischen Galerie Bremen bietet ein umfangreiches Begleitprogramm, das über die Website der Galerie oder den Ausstellungsflyer einzusehen ist.