Der Bremer Förderpreis für Bildende Kunst, der bereits an später überregional bekannt gewordene Kunstschaffende wie Norbert Schwontwowski (1985), Christian Haake (2007) und Elianna Renner (2009) verliehen wurde, zählt zu den ältesten und bestdotierten Nachwuchsförderpreisen und wird seit 1977 vergeben. Die Künstlerin Rimadaum erhält die mit 6.000 Euro dotierte und vom Senator für Kultur verliehene Auszeichnung für ihr Werk "AW: AW: [EXTERN]-Re: AW: [EXTERN]-Fwd: Frage zum Aufenthalt". Hinzu kommen eine Einzelkatalogförderung von 3000 Euro sowie eine spätere Einzelausstellung in der Städtischen Galerie Bremen.
Die Preisträgerin beziehungsweise der Preisträger des Förderpreises für Bildende Kunst wird in einem zweistufigen Verfahren bestimmt. Aus allen eingehenden Bewerbungen wählt zunächst eine regionale Vorschlagskommission die Kandidaten und Kandidatinnen für eine Ausstellung in der Städtischen Galerie Bremen aus. Aus dieser Ausstellung heraus bestimmt eine überregionale Jury die Preisträgerin oder den Preisträger. In diesem Jahr gehörten Prof. Dr. Stephan Berg (Kunstmuseum Bonn), Prof. Dr. Andreas Blühm (Groninger Museum), Carlota Gómez (Kunstverein Hannover) und Syowia Kyambi (Künstlerin und Kuratorin, Professorin an der Akademie der bildenden Künste Nürnberg) der Jury an.
Aus den insgesamt 41 Einsendungen wurden elf Künstlerinnen und Künstler nominiert:
Clara Alisch | Anja Engelke | Aria Farajnezhad | Paula Hurtado Otero | Kira Keune | Hae Kim | Tomma Köhler | Ricardo Nunes | Ole Prietz | Rimadaum, | Florian Witt
Die Preisträgerin Rimadaum reflektiert in ihrem Werk "AW: AW: [EXTERN]-Re: AW: [EXTERN]-Fwd: Frage zum Aufenthalt" ihre Korrespondenz mit dem Migrationsamt im Zuge der Sicherung ihres Aufenthaltsrechts in Deutschland. Sie spiegelt und bearbeitet das von Bürokratie geprägte behördliche Material, indem sie Sätze, Worte und Begriffe in Schreibmaschinentypographie tippt und alphabetisch im Register in einem Aktenordner präsentiert. Es entsteht eine Mischung aus erschreckenden, komischen und die Amtssprache reflektierenden Sprachfragmenten, die manchmal wie konkrete Poesie wirken. Aus der eigentlich persönlichen Korrespondenz wird eine allgemeingültige Darstellung und Entlarvung der Bürokratisierung existenzieller Anliegen.
Die Jury für den 47. Bremer Förderpreis für Bildende Kunst hat mehrfach die hohe Qualität der präsentierten Arbeiten insgesamt betont, deren Inhalte und formalen Ansätze sehr vielfältig seien. Die elf Positionen belegten, dass die junge regionale Kunst einem internationalen Standard entspricht und diese Künstlerinnen und Künstler das Potenzial haben, auch überregional auf sich aufmerksam zu machen.
Dies zeigt sich besonders in der Vielfalt der künstlerischen Positionen, die in der Ausstellung vertreten sind. Interventionen in den Ausstellungsräumen und installative Ansätze stehen neben fotografischen Positionen und Werken, die im Bereich Skulptur verortet werden können. Bauspekulation, koloniales Erbe, feministische Fragen an Care-Arbeit, private Spuren im digitalen Alltag, künstliche Intelligenz in der Bildproduktion und die Feinheiten und Absurditäten der deutschen Sprache sind Aspekte und Inhalte, die von den beteiligten Künstlerinnen und Künstlern verhandelt werden.
Die Begründung der Jury zur Vergabe des Förderpreises an Rimadam.
Den Kurzführer zur Ausstellung finden Sie hier.
A short guide through the exhibition.