Ja leck mich am ArschMarion Bösen, Daniel von Bothmer, Carl F., Anja Fußbach, Tom Gefken, Herwig Gillerke, Wolfgang Hainke/Freyja Reynisdóttir, Tobias Lange, Eva Matti, Ludger N.O.KEL, Partisanen der Kunst, Laura Pientka, Uwe Schloen, Kinki Texas, Silke Thoss, Olav Westphalen

Eröffnung im Rahmen der Langen Nacht der Museen, Samstag, 24. Mai 2025 um 19 Uhr

Ja leck mich am Arsch, wer nennt denn so eine Ausstellung?

Ja leck mich Arsch, das ist alles Kunst?

Ja leck mich am Arsch, das ist ja krass!

Ja leck mich am Arsch, das passt in unsere Zeit…

Stimmt. Leider. Vielleicht. „Ja leck mich am Arsch“ zeigt Künstlerinnen und Künstler aus Bremen, die mit ausreichend Non-Chalance und Respektlosigkeit Kunst machen, die mal trashig, meist ironisch-lustig bis albern, oft ziemlich politisch – und zwar eher im Punk-Sinne – und teils mit einer Do it Yourself-Ästhetik daherkommen. Die Städtische Galerie Bremen stellt damit zum zweiten Mal nach der Doppelausstellung „konkret bremen“ von 2019/20 wichtige Bremer künstlerische Positionen verschiedener Generationen anhand eines formal-thematischen Gesichtspunkts vor. Eine besondere Ästhetik wird in den Fokus gerückt, von der wir seit Jahren feststellen, dass sie in Bremen eine große Rolle spielt, vielleicht als typisch für die hiesige Kunstszene gesehen werden kann. Und damit auch über ihre überregionale Strahlkraft einen künstlerischen Bremer Schwerpunkt bildet.

Manchen Künstler*innen in der Ausstellung ist es bitterernst, während andere wirklich erstmal zum Lachen bringen wollen, manche sind ziemlich wütend, wieder andere fragen sich, was das überhaupt sein soll: Kunst. Sie haben sehr individuelle künstlerische Ausdrucksformen für diese Fragen und Ansätze gefunden und erweisen sich hier oft als Ausnahmeerscheinungen einer allgemeinen Kunstszene, die zwar generell eine gewisse Narrenfreiheit reklamiert, aber nur gelegentlich bewusst ausschert. Die „Ja leck mich am Arsch“- Künstler und Künstlerinnen machen im Zweifelsfall auch vor Tabus nicht Halt. Mit Trash, Punk, mit Witz und Ironie, mit Vulgärem, Obszönem, Blasphemischem, mit Kitsch, mit Popkulturzitaten, mit Respektlosigkeit und Hässlichkeit haben sie kein Problem. Sie manifestieren im Gegenteil genau dadurch künstlerisch ihre Fassungslosigkeit angesichts gesellschaftlicher, politischer und kultureller Gegebenheiten und Entwicklungen.

Damit werden sie selbst aktiv und zeigen auch uns eine deutliche Möglichkeit zur Aktivität auf. Denn zwischen lautem Lachen und erhobenem Mittelfinger liegt die (Selbst)Ermächtigung einer nicht nur künstlerischen Reaktion auf gesellschaftliche Missstände in der Welt. Tatsächlich ist diese Ausstellung, deren Protagonisten und Protagonistinnen oft schon sehr lange auf diese spezifische künstlerische Weise aktiv sind, noch einmal besonders aktuell geworden. Auf Autokratien, aufwachsende rechtsextreme Tendenzen, auf die Marginalisierung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft, auf Krieg und massive Umweltprobleme und für alle sich deshalb im Jahr 2025 ohnmächtig fühlenden Menschen bedeutet „Ja leck mich am Arsch“ eine direkte und selbstbewusste Reaktion.

Der Titel der Ausstellung fasst damit das Staunen, die Respektlosigkeit, die Provokation, das Selbermachen und die politische Haltung dieser künstlerischen Positionen pointiert zusammen und macht neugierig, welche Form von Ausstellung und welche Art der Kunst sich dahinter verbirgt. Denn, ja leck mich am Arsch, das ist doch total irre! Die Kunst, die Welt, wir…

25. Mai bis 20. Juli 2025