Kate Andrews hat 2020 den Karin Hollweg Preis gewonnen, der im Rahmen der Abschlussausstellung der Meisterschüler*innen der Hochschule für Künste Bremen vom Freundeskreis der Hochschule vergeben wird. Teil des Preises ist eine Einzelausstellung in einer Bremer Kunst-Institution. Gezeigt werden soll die Entwicklung der jeweiligen künstlerischen Position nach dem Hochschulabschluss. Für Kate Andrews bietet sich in den großen Räumen der Städtischen Galerie Bremen die Gelegenheit, ihre künstlerischen Ansätze und vielfältigen Werkgruppen der vergangenen vier Jahre umfassend zu präsentieren.
Ihre Meisterschülerinnenarbeit mit dem treffenden Titel To be Decided markierte einen künstlerischen Aufbruch, der sich seitdem verstetigt und erweitert hat. Mit einer skulptural-installativen und ortsspezifischen Intervention wurden formale Mittel ihrer Zeichnungen und Gemälde in den Raum übertragen. Linien, Raster und Kreise wurden zu Stäben, Metallprofilen und Kugeln als räumliches Bild, zu dem und in dem sich Besucher*innen verhalten konnten. Zurückhaltende Zeichnungen in schlichten Rahmen fügten sich als Flächen in das Raumbild ein. Die gesamte Anordnung wirkte flüchtig, temporär, veränderlich und vor allem als ein Angebot an Besucher*innen, sich mit Kate Andrews bildnerischen Setzungen im Verhältnis zum Raum neu wahrzunehmen.
Die Beschäftigung mit einem expliziten Bezug zum Ort und zu den Betrachter*innen und eine große Vielfalt künstlerischer Medien, Formate und Techniken zeichnen Kate Andrews Werk seitdem aus. Entsprechend zeigt sie im aktuellen Einblick in ihr Schaffen Collagen, Fotografien, Zeichnungen, Gemälde und Installationen. In der Städtischen Galerie Bremen, deren besondere architektonische Gegebenheiten einen Ausgangspunkt für die Konzeption der Ausstellung darstellen, entwickelt Kate Andrews eine abstrakte Installation von den mobilen Wänden im kleinen Galerieraum aus. Sie werden als skulpturale Objekte eingesetzt und behalten dennoch ihre Funktion als institutioneller Rahmen für die Kunst. Linien und Flächen wachsen von dort aus in den Raum und bis in das Treppenhaus hinein, in dem architektonische Elemente der früheren Nutzungen sichtbar geblieben sind und merkwürdige Zwischenräume der Kunstpräsentation generieren.
Mit dieser umfassenden Raumzeichnungsintervention führt uns Kate Andrews mitten hinein in ihre besondere Bildwelt, die sich in den unterschiedlichen Medien und Konfigurationen der weiteren Arbeiten fortsetzt. Werke sind oft im Raum so arrangiert, dass wiederum ein Bezug zu den ortsspezifischen Gegebenheiten entsteht, wie z.B. zur Säulenreihe im großen Galerieraum. Es sind überwiegend unaufdringliche malerische, zeichnerische oder collagierende Setzungen, die Kate Andrews nutzt, um uns und unsere Wahrnehmung der Bildräume, des umgebenden Raums und unserer selbst zu verorten. Ihre Graphitbilder sind hierfür ein gutes Beispiel. Im Prinzip nicht figurativ und auf reduzierte Setzungen mit Graphit auf Leinwand oder Papier beschränkt, bezeugen diese Gemälde/Zeichnungen nicht mehr sein zu müssen als Staubflächen. Ohne wirklich eine metaphysische Überhöhung zu beanspruchen, entsteht dennoch ein meditativer Wahrnehmungsraum, in dem wir fast unausweichlich auch figurative Assoziationen haben. Fenster, Stoffe, Regen, Nachthimmel erscheinen und werden von der Künstlerin auch nicht negiert.
Dies zeigt sich an den Stellen, an denen sie vor allem in ihren Collagen auf wiedererkennbare Bildvorlagen und Darstellungen zurückgreift und diese in einen nachvollziehbaren Abstraktionsprozess überführt, aus dem sich neue Objekte und Wesen ergeben. Zerschnittene und anders zusammengesetzte Fotovorlagen können von uns auf ihre Ausgangsbilder zurückgelesen werden, erschaffen trotzdem eine neue Figuration und reklamieren trotzdem eigentlich auf einer abstrakten Ebene zu bleiben. Diese ist nicht ungegenständlich, sie bedeutet nur, dass wir frei sind, uns die Bildangebote und –welten von Kate Andrews anzueignen und uns selbst dazu ins Verhältnis zu setzen. Das ist sinnlich reizvoll, es eröffnet teils fantastische Assoziationsräume und es macht vor allem viel Spaß!
Einen Kurzführer zur Ausstellung finden Sie hier.
You will soon find a short guide to the exhibition here.