Die Städtische Galerie im Buntentor zeigt zum ersten Mal in Bremen eine umfassende Ausstellung von Manfred Nipp, die überwiegend Werke der letzten Jahre enthält.
Nipp, 1951 in Hamburg geboren, studierte in Hamburg und lebt seit den späten 1970er Jahren in Bremen.
Manfred Nipp verfolgt ein Konzept, das im Laufschritt der 'Stile' und 'Begriffe' eine ungewöhnlich dauerhafte Aktualität besitzt. Diese stellt sich völlig unprätentiös ein; nirgendwo, weder im Malprozess noch in der Ikonik, gibt es Versuche, besonders schnell auf neueste Tendenzen zu reagieren. Ganz im Gegenteil: Man sieht Bilder, die ihre Herkunft von informellen Traditionen seit 1945 nicht verbergen wollen. Versucht man jedoch, die kunsthistorische Memorytaste zu drücken, heißt es auf dem Bildschirm nur 'kein Eintrag bzw. keine präzise Herleitung möglich'. Die Links: konkrete, elementare, fundamentale, essentielle, geplante, analytische, konzeptuelle, radikale Malerei.
Manfred Nipp nimmt sich nichts Geringeres vor, als das Sehen selber zu malen und zu zeichnen. Er schafft sich mit Farbpartikeln, die er auf Leinwand und Papier streut, einen Anstoß - jede größere und kleinere bildnerische und kompositionelle Reaktion hierauf ist Gestaltung des (seines) Sehens.
Das Geplante und Ungeplante dieses Vorgangs bringt 'den Betrachter in das Bild' - er kann, wenn er mag, Figurationen assoziieren, er kann zwischen den Farbschichten mit ihren 'Flecken' wie zwischen Zeilen lesen und findet offene Räume und Felder, mit denen er, wie der Künstler, ein eigenes Sehen formulieren kann. Nipps Anliegen ist, dass der Betrachter nicht nur in der Tradition der Moderne des 20. Jahrhunderts das Bild vollendet, sondern ein analoges oder ein anderes gestaltet.
Malerei als Malerei in dieser Weise zu denken, ist das Aktuelle an der Kunst Manfred Nipps. Seine Arbeitsweise verändert sich zwar ständig, aber sein elementares Konzept bleibt erhalten. Man könnte ihn, gemessen am Tempo der Kunst in den letzten einhundert Jahren, einen 'Entschleuniger' nennen. Er gleicht einem Künstler wie dem großen Koloristen Pierre Bonnard, der auf den ersten Blick seine spätimpressionistische Bildsprache in den Jahrzehnten der großen Umbrüche des 20. Jahrhunderts beibehielt. Heute wird Bonnards Kunst konzeptuell verstanden, weil er das Sehen und die Malerei malte. Für ihn gilt der Satz Paul Klees: "Die Farbe hat mich".
Manfred Nipp hat sich eine künstlerische Position erarbeitet, die höchste Komplexität mit höchster Dialogfähigkeit verbindet. Das ist sehr viel. Ich gratuliere ihm dazu und freue mich auf seine Ausstellung in der Städtischen Galerie.
Prof. Dr. Hans-Joachim Manske
Direktor der Städtischen Galerie
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Begrüßung: Prof. Dr. Hans-Joachim Manske, Direktor der Städtischen Galerie
Einführung: Axel Karstedt, Kunsthändler