Die Städtische Galerie im Buntentor stellt zum ersten Mal in Bremen einen umfangreichen Werkkomplex des Künstlers Uwe Kirsch vor, der seit über 20 Jahren in Bremen lebt. Uwe Kirsch hat nach seinem Studium an der HKM Hamburg bei Gerhard Rühm und Tomas Schmit eine sehr eigenwillige konzeptuelle Position entwickelt, die sich der traditionellen Medien wie Zeichnung und Malerei souverän bedient. Seine künstlerische Welt ist eine solche der Zwischenformen, ebenso geprägt von den Metamorphosen des Ovid wie von Christian Morgensterns heiterem Nasobem.
Bei Uwe Kirsch begegnen uns Menschen mit Flügeln, anthropomorphe Kakteen, die mit Menschen konfrontiert sind; aus Menschenarmen wachsen Aste und Blütenzweige, umgekehrt gehen florale Linien plötzlich in menschliche Gesichter über oder eine Pflanze scheint - dank Augen - plötzlich ein Gesicht zu haben. Menschen wachsen wie Früchte auf Knollengewächsen, andere kommunizieren mit Pflanzen, oder diese Kommunikation scheint zu scheitern. Menschen treten in Beziehung zu ihrer Umwelt und den sie umgebenden Elementen; die Blätter heißen entsprechend "In der Sonne", "Am See", "Am Fluß". Die Menschen wirken dabei einfach wie auf Kinderzeichnungen und dadurch von vornherein organisch: ein Kartoffelbauch, ein kleinerer Knollenkopf, Arme und Beine wie Wurmfortsätze. Akte, männlich wie weiblich, sind nach Kinderart auf die primären wie die sekundären (kurze oder lange Haare) Geschlechtsorgane reduziert. Daß mit Uwe Kirsch die Kunstgeschichte nicht neu beginnt, weiß er, und erkennt er dankbar an. Wenn andere Künstler Probleme der Reduktion vor ihm und für ihn gelöst haben, kommt es zu Titeln wie "Cocteaus Hände", "nach Modigliani", oder die Kunstgeschichte von der griechischen Plastik bis zu Jawlensky begrüßt uns aus einzelnen Köpfen. So sind Flora, Fauna und Menschenwelt in Uwe Kirschs` Malerei in einem dreifachen Sinne "künstlich", zum einen nicht "natürlich" im Sinne einer biologischen Mimesis, sondern Geschöpfe eines "second maker", zum andern mit Mitteln der Kunst hervorgebracht. Es ist auffällig, wie stark Kirsch mit Grundmitteln der Bildenden Kunst arbeitet - Kunst, auch scheinbar figurative, ist immer schon Abstraktion. Dichtere Farbfelder werden zum Boden, hellere zu Hintergrund und Horizont, vor dem sich Linien zu einer Gestalt formen, die wiederum einheitlich flächig ausgemalt ist. Zum dritten sind Kirschs Arbeiten auch "künstlich" im Sinne des 18. Jahrhunderts, das diesen Begriff durchaus nicht pejorativ, sondern positiv benutzte - "kunstvoll, durch lange Kunstübung gewonnen"". (Volker Neuhaus) Sabine Albers
Begrüßung: Rose Pfister, Städtische Galerie im Buntentor, Bremen
Einführung: Brigitte Seinsoth, Galerie Beim Steinernen Kreuz, Bremen
Uwe Kirsch
Zum Ende der Ausstellung erscheint eine CD-ROM.