Filmbüro Bremen in Zusammenarbeit mit der Städtischen Galerie Bremen
und
Johanna Domke - CUERS
screen spirit_continued #10
Videokunstreihe im Foyer
Ausstellung der Preisträger des 17. Videokunst Förderpreises
Eröffnung und Preisverleihung für den 18. Videokunst Förderpreis:
Samstag, 9. Januar 2010, 19 Uhr
Es sprechen:
Rose Pfister | Städtische Galerie Bremen
Klaus W. Becker | Geschäftsführer des Filmbüros Bremen
Christian Katti | Medienwissenschaftler, Köln
Der Videokunst Förderpreis Bremen wird seit 1992 vom Filmbüro Bremen ausgelobt. Bewerben können sich Künstlerinnen und Künstler aus dem gesamten deutschsprachigen Raum und aus den Partnerstädten des Bundeslandes. Das Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro wird von einer Fachjury an zwei bis drei Projekte vergeben.
Der Videokunst Förderpreis Bremen gehört zu den avancierten Videokunstpreisen: Prämiert werden keine fertigen Arbeiten, sondern Konzepte, die erst mit Hilfe des Preisgeldes realisiert werden. Dies ist im Bereich der Videokunst von herausragender Bedeutung, da es sich oftmals um technisch aufwendige Arbeiten handelt, die ohne finanzielle Unterstützung nicht umgesetzt werden könnten.
Die Ausstellung in der Städtischen Galerie Bremen zeigt Arbeiten von eteam, Özlem Sulak und Sabrina Muller, den Preisträgerinnen und Preisträgern des 17. Videokunst Förderpreis Bremen 2008.
Gleichzeitig werden die Preisträger des 18. Videokunst Förderpreises Bremen bekannt gegeben.
Der Jury für den 18. Videokunst Förderpreis Bremen gehörten an:
Stefanie Böttcher, Künstlerhaus Bremen
Kyungwoo Chun, Künstler, Bremen
Olaf Stüber, Galerie Olaf Stüber, Berlin
Der Videokunst Förderpreis Bremen wird von Marikke Heinz-Hoek kuratiert und von Christian Meier-Kahrweg organisiert.
Ausstellung der Preisträger des 17. Videokunst Förderpreis
SECOND LIFE DUMPSTER, SEPTEMBER 12 UND DAS REICH DER TIERE
Das Filmbüro Bremen präsentiert die letztjährigen Preisträger dieses Mal in den Räumen der Städtischen Galerie Bremen. Die Jury (Videokünstlerin Annette Gödde, Galerist Johann Nowak und Kuratorin Ingeborg Fülepp) prämierten die Konzepte von Özlem Sulak (Bremen), Franziska Lamprecht/Hajoe Moderegger ("eteam" Mannheim) und Sabrina Muller (Paris/ Berlin).
In der Jurybegründung heißt es:
“Second Life Dumpster”
ist ein kreatives multimediales Projekt, in dem beide Künstler der Gruppe "eteam", Franziska Lamprecht und Hajoe Moderegger aus Mannheim, ein komplexes System an der Schwelle zwischen Aktionskunst, Landart und Internet-Spiel erschaffen. Die Idee, eine Müllkippe in Second-Life zum Schauplatz von absurden Abläufen zum Thema Überfluss und Abfall zu machen, diese aufzuzeichnen und sie danach in einer Videoinstallation mit realen Müllobjekten zu kombinieren, zeigt eine kritische Reflexion unserer Gesellschaft, die es sich nicht mehr leisten kann sich dieser aktuellen Thematik zu entziehen. Die Künstler zeigen spielerisch ihre gesellschaftsphilosophischen Überlegungen. In komplexen und ästhetisch attraktiven Collagetechniken von Bildern und Tönen treffen sie den Nerv und Zeitgeist einer Generation vor dem Horizont eines notwendigen Paradigmenwechsels.
„September 12“
Özlem Sulak war ein Jahr alt, als der Militärputsch vom 12. September 1980 die politische Situation in der Türkei für Jahrzehnte veränderte. An ihrem Konzept für die Videoinstallation „September 12“ überzeugt das engagierte und persönliche Fragen nach den Bedingungen unter denen sie in der Türkei nach dem Putsch aufwuchs. Sie schreibt vom Schweigen und der Angst ihrer Eltern und der daraus resultierenden apolitischen Atmosphäre, die ihre Generation geprägt hat. Dieses Schweigen will sie nun aufbrechen, indem sie zwölf Personen ihrer Elterngeneration nach den eigenen Erlebnissen am 12. September befragt. Der Versuch, einen einschneidenden Historischen Moment und seine Folgen durch eine individuelle, fragmentarische Spurensuche zu erfassen, sowie die formal stringente, behutsame, und gleichzeitig sehr persönliche Art ihrer Arbeit, hat für die Jury den Ausschlag gegeben, der seit 2006 in Bremen studierenden Künstlerin den Zweiten Preis des Bremer Videokunstpreises zu zusprechen.
"Das Reich der Tiere"
Das Konzept von Sabrina Müller wurde von der Jury nicht in der ersten Runde ausgewählt. Erst beim Abspielen der beigelegten bisherigen Arbeiten irritierte die 1982 geborene Künstlerin. Chaos und Wahnsinn begleiten die ersten Eindrücke. Sie spricht von Animalität bis hin zur Bestialität. Bei genauerer Betrachtung erschließt sich die Welt von Sabrina Müller mehr. Es wird offensichtlicher, daß hinter diesen laufenden Bildern eine klare künstlerische Position steht. Bilder erscheinen zunächst zusammenhangslos aneinandergereiht. Der Betrachter stellt unmittelbare Zusammenhänge zwischen den Bildern her und konstruiert so selbst die Narration der Bilderfolgen. Auch Müllers filmische Sprache zeichnet die auf formaler Ebene nach. So stehen zu Beginn bewegte Bilder von lebendigen Organismen, die dann später durch ruhige Einzelaufnahmen bis hin zum Tod entschleunigt werden. All diese Aspekte finden sich auch in dem eingereichten Konzept "Das Reich der Tiere". Der gewählte Drehort im Botanischen Garten von Sarajewo spricht für sich. Dort wird sie durch die steigernde Absurdität der Motive, durch die Verschiebung der jeweiligen Bedeutungen von Bild und Sprache auf Chaos und Wahnsinn, auf menschliche und animalische Entgleisungen hinweisen. Sabina Müller versteht es, zeitgenössiche Themen im Video umzusetzen, ohne den Zeigefinger zu erheben. Die Jury honorierte dieses junge Talent mit dem ersten Preis, zusammen mit der Künstlergruppe eteam.
Filmbüro Bremen /
Marikke Heinz-Hoek / Christian Meier-Kahrweg