Videoperformanceloop 2007 21:10 min.
Eröffnung: Samstag, 19. November 2011, 19 Uhr
Das Kopftuch ist in den letzten Jahren mehr und mehr zu einem Politikum in den westlichen Gesellschaften geworden. Dies liegt nicht zuletzt darin begründet, dass die Frauen in den westlichen Gesellschaften das Kopftuch abgelegt haben. Schon darum gilt es als Zeichen einer längst vergangenen Zeit, als nicht mehr zeitgemäß. Auch in der Türkei hat Atatürk vor fast 100 Jahren das Kopftuch aus der türkischen Gesellschaft offiziell verbannt. Es ist nach wie vor offiziell an Hochschulen und in der Öffentlichkeit nicht erlaubt. Dennoch tragen es in der Türkei und hierzulande viele Frauen als Zeichen ihrer Religiosität. Auch wenn das Tuch zuletzt nur die Blicke der Männer abhalten sollte, so kann dem Tuch nicht abgesprochen werden, dass es auch ein modisches Accessoire sein könnte und eine eigene Ästhetik besitzt. Die Arbeit GRAVITY konzentriert sich nicht auf die religiösen Aspekte des Tuchs, sondern versucht zunächst nur die ästhetischen Momente zu begreifen, indem verschiedene Arten gezeigt werden, das Kopftuch zu binden.
Nezaket Ekici (*1970) ist eine deutsche Performancekünstlerin türkischer Herkunft. Ende Mai bot sie im Rahmen des Bremer Kunstfrühlings 2011 in der Gleishalle des Güterbahnhofs ihre spektakuläre und vielbeachtete Performance On the way – safety and luck dar. In ihrem Video GRAVITY zeigt sie einen mehrdeutigen Beitrag zur Tradition des Kopftuchtragens. Wir sehen Nezaket Ekici agierend in einer direkten Aktion mit der Kamera (und somit Aug in Aug mit uns als Zuschauer), die sie wie einen Kontroll-Spiegel benutzt. Während wir Zeugen des peniblen Anlegens und Faltens werden, irritiert sie uns alsbald durch weiteres sorgfältiges Übereinanderlegen dekorreicher Tücher über das jeweils vorherige, bis nach dem 25. Anlegen die Künstlerin zu einer Art Bewegungsstarre gelangt.
Marikke Heinz-HoekKuratorin