Wolfgang Michael

HIER STEHEN

Begrüßung
Prof. Dr. Hans-Joachim Manske
Städtische Galerie Bremen

Einführung
Dr. Erich Franz
Kunsthistoriker, Münster

An den Sonntagen ab 17. April führt jeweils um 15 Uhr die Bremer Kunstwissenschaftlerin Marion Bertram durch die Ausstellung.

 

Die Städtische Galerie Bremen zeigt unter dem Titel HIER STEHEN Raumsituationen des 1941 geborenen Bremer Künstlers Wolfgang Michael. Die Ausstellung umfaßt vier unterschiedliche Räume, wobei Michael Rieken, geboren 1953, für zwei Raumkonzepte jeweils eine Klanginstallation entwickelt hat.

In einem audiovisuellen Raum werden Lichtbilder auf eine lichtaufnehmende Fläche projiziert, die mit einer Klanginstallation korrespondieren. Das Erleben aufscheinender Bilder und ihrer Nachbilder impliziert die Reflexion auf den konkreten Moment der Wahrnehmungssituation in der Ausstellung und führt zu der Frage: Wo entsteht das Bild? Ausgangsmaterial für die Klanginstallation sind einzelne Töne von Synthesizern und Drummachines. Die Einzeltöne der Synthesizer werden in ihrer klanglichen und rhythmischen Struktur einer permanenten Veränderung unterzogen, so dass sie den Raum akustisch unterschiedlich färben. Durch den computergenerierten Ablauf der Diaprojektionen entsteht im Zusammenhang mit den klanglichen Bewegungen und Akzenten eine komplexe Choreographie.

In zwei weiteren Räumen zeigt Wolfgang Michael mit seinen Wand- und Bodenobjekten der letzten Jahre inszenatorische Konzepte in direktem Bezug zu den vorgefundenen architektonischen Bedingungen. Die Objekte zeichnen sich aus durch ihre feinstoffliche Qualität und formale Klarheit. Sie basieren auf den geometrischen Grundformen und Grundfarben und bestehen aus konkreten Materialien (Wachs, Metalle, Glas, Spiegel). Sie sind zum einen autonomer Akteur und werden zugleich durch ihre räumliche Anordnung zu Strukturelementen des Raumes.

Ein weiteres Raumkonzept geht aus vom Raum in den Dingen, vom Raum zwischen den Objekten und erweitert sich durch des Einfügen der Objekte in den vorgefundenen Ausstellungsraum mit seinem Gefäßcharakter.
In einem vierten Raum bilden Wolfgang Michaels Eindrücke von Arbeitsaufenthalten in Kyoto und auf Gomera die Grundlage für eine Reihe von ausgebreiteten Serien auf Papier. Das Wandern durch den Raum, angelegt als „Garten“, wird begleitet von ab und an auftauchenden Spiegelbildern, welche Erfahrungen des Augenblicks vergegenwärtigen. Von der Decke hängt ein Bündel von Haarfönen mit eingebauter Durchschlagzunge (als Klangerzeuger) und aufgesetzten Schalltrichtern. Mittels Computersteuerung erzeugen die Geräte einen Soundtrack, der zwischen ruhigen, gleichmäßigen Drones und tänzerischer Bewegung changiert.

Grundidee dieses Ausstellungsprojektes ist die Durchdringung der ästhetischen Erfahrung anhand konkreter Objekte mit der Erfahrung von virtuellen, zeitbasierten Bild- und Klangformulierungen. Es entstehen ästhetisch komplexe Raumsituationen von großer atmosphärischer Dichte. Die Arbeit basiert auf Objekten, Zeit, Licht und Klang als maßgeblichen Elementen für das Entstehen von jeweils eigenen Vorstellungsbildern, die über die Kunsterfahrung hinausgehen.

Marion Bertram