(null-)morpheme Selbstwertpapiere
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Nora Olearius und Matthias Ruthenberg zeigen gemeinsam aktuelle Arbeiten unter dem Titel "(null-)morpheme Selbstwertpapiere". Sie laden ein, im Vergleich von Gemeinsamkeiten und Unterschieden ihrer künstlerischen Ansätze weitere Dimensionen der beiden ohnehin vielfältigen jungen Bremer Positionen zu erschließen, die jeweils den Bremer Förderpreis für Bildende Kunst gewonnen haben, wozu auch eine Einzelausstellung in der Städtischen Galerie Bremen gehört.
Dabei wird deutlich, dass beide Künstler*innen sprachliche Setzungen bearbeiten und eine Zeichenanalyse betreiben, die gemäß des selbst gewählten Titels ihrer Ausstellung zwar konzeptuell fundiert, aber absurd humorvoll gebrochen ist und eine eigene poetische Ebene aufweist. Die sprachlich neu-erfundenen Selbstwertpapiere stellen sich im Werk beider Künstler*innen als vorwiegend zeichnerische Ansätze dar, wobei vor allem Matthias Ruthenberg für seine Verhältnisse wenig auf Papier arbeitet und sich der materiellen Herausforderung gestellt hat, auf und in Rigips-Platten zu zeichnen/arbeiten. Hier untersucht er unter anderem Muster, die er im Alltag findet, so zum Beispiel die spezifische Ornamentik der Polstersitze deutscher und französischer Regionalzüge, anhand derer er somit nebenbei nationalstaatliche Zuschreibungen auf ihre kleinsten Bedeutungsträger reduziert und sie gleichzeitig ad absurdum führt.
Morpheme eben, die gleichzeitig Nullmorpheme sind, was einen guten Vergleich zu Nora Olearius´ Analyse des „Malens nach Zahlen“ bietet. Dieses scheinbar einem konzeptuellen künstlerischen Ansatz verpflichtete Malverfahren, das zwar einer Formel folgt und den genialen künstlerischen Autor ausblendet, gleichzeitig aber kreative Handlungen auszuschließen scheint und zudem noch ein realistisches Meisterwerk imitiert, zerlegt sie mit mathematischer Akribie in seine Einzelteile. Sie untersucht Farbwerte nach ihrem Vorkommen und überführt ihre Analysen in diagrammartige Zeichnungen und Skulpturen, die letztlich immer noch eine Darstellung der realistischen Vorlage (z.B. Schloss Neuschwanstein) beinhalten, aber wie konkrete Kunst aussehen, in der Verhältnisse Rhythmen ergeben und zeichnerische Partituren zu entstehen scheinen. Diese musikalische Ebene spielt auch für Matthias Ruthenberg eine Rolle, dessen Zeichnungen und Zeichen als rhythmische Variationen eines Themas lesbar sind. Mit einer Schallplattenedition hat er diese Ebene auch direkt umgesetzt.
Beide Künstler*innen haben zudem speziell für die Ausstellung eine gemeinsame Edition erarbeitet und stellen neue Publikationen zu ihren Werken vor.